Weihnachtsfeier mit traditionellem Theaterstück

 

Weihnachtsfeier mit traditionellem Theaterstück Am 15.Dezember war es wieder soweit, die Weihnachtsfeier des Gehörlosenvereins Innsbruck fand statt. Wie immer kamen ca. 200 Leute und nach den Ansprachen von Landesverbandsleiterin Monika Mück-Egg, Bischof Manfred Scheuer und anderen fängt endlich das Theaterstück an. Ein paar Tage vor unserer Theateraufführung habe ich einen Schreck bekommen, weil unsere junge Theaterspielerin Victoria Kirchmair, die eigentlich Hauptdarstellerin sein sollte und das erste Mal an einer Theateraufführung teilnehmen wollte, musste für eine Woche ins Krankenhaus. Wir mussten die Rollen schnell umbesetzten und überlegen wer für Victoria einspringen muss. Unser Problem war schnell gelöst. Unser Theaterstück hieß: „Der Bär“. Es handelt sich um ein Tiroler Märchen von Joseph Zingerle und Ignaz Vincenz. Vor langer Zeit lebte ein Kaufmann (Herr Günther Schwab), der hatte zwei Töchter. Die älteste Tochter (Gerlinde Paris) war herzensgut und die jüngere Tochter (Irmgard Hammer) war stolz und bösartig. Der Kaufmann, der den Wintermarkt besuchen wollte, sprach beim Abschied zu den Töchtern: „ Was soll ich euch vom Markt mitbringen?“. Da verlangte die Jüngere ein schönstes Kleid und schönen Schmuck. Die Älteste aber sprach: „ Lieber Vater, bring mir eine Rose mit. Ich habe diese Blumen am liebsten.“ Der Kaufmann reiste nun auf den Markt und machte sehr gute Geschäfte. Er kaufte für seine Tochter ein schönes Kleid und eine Kostbarkeit, allein vergeblich forschte er nach einer Rose für sein ältestes Kind. Denn es herrschte kalter Winter und knietiefer Schnee lag auf allen Gärten und Feldern. Das war dem Kaufmann gar unlieb. Wie er schon eine gute Strecke zurückgelegt hatte, kam er zu einem herrlichen Schloss, das er früher noch nie gesehen hatte. Das schöne Gebäude war von einem stolzen Garten umgeben, in dem die lieblichsten Rosen zahllos blühten. Da dachte sich der Kaufmann: „Hier muss ich nach einer Rose schauen, denn ich möchte meinem ältesten Kind doch auch eine Freude machen.“ Er stieg deshalb aus dem Schlitten, ging in den Garten hinein und pflückte eine Rose. Dann wollte er wieder schnurstracks zum Schlitten und schnell davon fahren. Denn kaum hatte er die Rose gepflückt, da erblickte er, zu seinem großen Schrecken, einen zottigen Bären (Thomas Apperl), der ihn anbrummte: „Du hast dich getraut, in meinen Garten einzubrechen und eine Rose zu stehlen, dafür sollst du büßen. Du schickst mir deine Tochter, für die du diese Rose gepflückt hast. Tust du das nicht, so sollst du sehen, wie es dir gehen wird.“ Der Kaufmann erschrak über diesen Auftritt, dass er, ohne eine Antwort zu geben, sich eiligst aus dem Staub machte. Da hatten die zwei Töchter eine große Freude, als sie ihren Vater kommen sahen. Aber bald bemerkten sie, dass ihr Vater gar ernst und trübe gestimmt war. Als er ihnen endlich erzählte, was der schreckliche Bär zu ihm gesprochen hat, da machte die jüngere Tochter ein hämisches Gesicht und sprach zur Schwester: „Siehst du, wie es dir geht, weil du gerade eine Rose haben musst.“ Doch diese blieb gefasst und dachte sich: „Gar so bös wird der Bär nicht sein.“ Als sie einpackte, verabschiedete sie sich von ihrem Vater und ihre Schwester und ging durch den Wald, so lange, bis sie zum Schloss des Bären kam. Dann führte der Bär sie in das stolze Schloss, bot ihr Erfrischungen und wies ihr die schönsten Zimmer zum Aufenthalt an. So lebte sie nun im Schloss, und der Bär leistete ihr Gesellschaft. Doch nach langer Zeit ergriff sie eine starke Sehnsucht ihren Vater wiederzusehen, so dass sie ihr Anliegen endlich dem Bären mitteilte. Da brummte dieser anfangs und wollte von einem Besuche beim Vater nichts wissen. Als aber die Jungfrau von neuem bat, brummte der Bär: „Geh hin, wo es dich hinzieht, aber länger als zwei Tage darfst du nicht bei den Deinen bleiben.“ Dann nahm er einen Ring aus einem Kästchen und gab ihn der Kaufmannstochter mit den Worten: „Wenn du dieses Ringlein am Abend vor deiner Abreise an den Finger steckst, so wirst du dich am folgenden Morgen in deinem Vaterhaus befinden. Bleib dann zwei Tagen dort. Dann musst du abends das Ringlein wieder anstecken, auf dass du am dritten Morgen schon wieder hier bist. Tust du das nicht und kommst nicht zurück, so werde ich sterben!“ Die Kaufmannstochter war darüber hoch erfreut und wurde von ihrem Vater freundlich willkommen geheißen. Am Abend des dritten Tages steckte sie erst das Ringlein an den Finger und ging zum Schlosse des Bären zurück. Sie wollte zu dem Bären gehen, um ihn zu begrüßen. Aber als sie in sein Zimmer kam, war das leer. Sie suchte im Schloss ein und aus, konnte aber den Bären nirgends finden. Endlich fand sie ihn unter dem Brunnentrog, wo er wie halbtot dalag. Sie weckte den Bären und der sprach: „Ich habe geglaubt, dass du nicht mehr kommen wirst und darum bin ich fast verzweifelt.“ Als sie dies hörte sprach sie: „Sei nur nicht verzagt! Ich will immer bei dir bleiben und werde dich nie mehr verlassen, denn du bist mein Schatz.“ Wie der Bär das hörte, war er erfreut und brummte: „Du musst mich so lange schlagen, bis mir die Haut vom Leibe fliegt.“ Am Anfang wehrt sie sich dagegen, doch endlich gab sie seinen Bitten nach. Sie nahm eine Peitsche und schwang sie so kräftig, dass bald Hautfetzen vom Bären davonflogen. Als die Haut fast ganz weggepeitscht war, stand plötzlich ein wunderschöner Prinz vor ihr. Er eilte auf sie zu, umarmte sie und dankte ihr, dass sie ihn von der Bärengestalt befreit habe. Dann machte er ihr ein Hochzeitsantrag. Anschließend wollten die beiden zum Vater gehen um ihn mit dem schönsten Weihnachtsgeschenk zu überraschen. Nach der Theateraufführung ist es normalerweise Tradition, dass die Kinder als Engel verkleidet ein Lied gebärden. Dieses Jahr fiel es leider aus. Ohne Lied geht es aber nicht, deshalb übernahmen es alle Funktionäre des Gehörlosenvereins IBK und gebärdeten zum ersten Mal das bekanntes Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Manfred Pittracher begleitete uns auf der Gitarre und Elias Kobald spielte auf der Oboe mit. Anschließend bekamen alle Mitglieder ein Essen, einen Gutschein für den M-Preis sowie eine Infozeitung. Wir haben bis in die Früh nett gefeiert. Ich möchte mich bei meinen fleißigen Funktionären für ihre unglaubliche Leistung und beim Team des Buffets für die viele Arbeit ganz herzlich bedanken. Ein großer Dank gilt auch den GebärdensprachdolmetscherInnen. Ich möchte auch noch bekanntgeben, dass dies mein letztes Theaterstück war, in dem ich die Regieführung übernommen habe. Nach 16 Jahren möchte ich jetzt vom Theaterspielen und Regieführen zurücktreten und bedanke mich bei Theaterkollegen und dem Publikum für die vielen schönen Jahre beim Theater.

Bericht von Irmi Hamme
r